Kirche & Gemeinde


"Mit Trauma und belastenden Erinnerungen umgehen" - Father Michael Lapsley über den heilsamen Umgang mit Wunden der Vergangenheit - Vortrag und Begegnung am Dienstag, 11.06., 18 Uhr, in der Marienkirche

Durch Vermittlung von Herrn Professor Arist von Schlippe wird der anglikanische Priester Father Michael Lepsley auf Einladung des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Osnabrück, von Friedensort Osnabrück FO:OS und St. Marien am Dienstag, den 11.06.2024, um 18 Uhr in der Marienkirche sprechen und sein Konzept vorstellen, wie Menschen, die in ihrem Leben traumatische Verletzungen an Körper und Seele erlitten haben, mit diesen  umgehen und leben lernen können. 

Der anglikanische Priester Father Michael Lapsley, Gründer des Instituts „Healing of Memories“ und ehemaliger Aktivist gegen das Apartheidsregime in Südafrika, wurde weltweit bekannt für seinen Umgang mit seelischen oder körperlichen Verletzungen. Das von ihm erarbeitete Konzept zum Umgang mit erlittenen Verletzungen wird mittlerweile weltweit umgesetzt; derzeit besonders in Myanmar. 

Lapsley wird auf Englisch sprechen. Eine konsekutive Übersetzung ist sichergestellt. Musikalische Beiträge bei der Veranstaltung übernimmt Andreas Ottmer aus Osnabrück. Der Eintritt ist frei. Es wird um eine Spende für das Institut „Healing of Memories“ gebeten.

In der Pressemitteilung des Kirchenkreises heißt es dazu weiter: Michael Lapsley, geboren 1949 in Neuseeland, trat als junger Mann dem anglikanischen Orden „Gesellschaft der Heiligen Mission (SSM)“ bei und wurde Priester. In den 1970er Jahren entsandte der Orden ihn nach Südafrika. An der Universität in Durban wurde er Kaplan für Studierende aller Hautfarben und begann, sich gegen die Apartheid zu engagieren. 1976 wurde Father Lapsley aus Südafrika ausgewiesen, zog erst nach Lesotho und später nach Zimbabwe. Im Jahr 1990, drei Monate nach der Entlassung Nelson Mandelas aus der Haft, versuchte der südafrikanische Geheimdienst, den anglikanischen Priester mit einer Briefbombe zu töten. In Folge der Explosion verlor er beide Hände, ein Auge und sein Hör-
vermögen ist seither beeinträchtigt. 1992 kehrte Lapsley nach Südafrika zurück, wo er die Arbeit der südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission unterstützte. Hier arbeitete Lapsley eng mit dem Vorsitzenden der Kommission, dem südafrikanischen anglikanischen Geistlichen und Erzbischof von Südafrika Desmond Tutu zusammen. Tutu erhielt 1984 für seine Menschenrechtsaktivitäten den Friedensnobelpreis; er starb am 26. Dezember 2021.

Trotz seiner eigenen gewaltvollen und dramatischen Erfahrung resignierte Father Lapsley nicht. Er entwickelte einen Umgang mit seinem Trauma, den er auch mit anderen Menschen teilte. Er beschrieb den heilsamen Umgang mit Wunden der Vergangenheit und nannte seinen Ansatz „Healing of Memories“. Dazu arbeitete er mit Menschen, die selbst unter schmerzhaften Erfahrungen zu leiden hatten. „Healing the Wounds of History“, die Suche nach einem heilsamen Umgang mit den erlittenen Verletzungen der Vergangenheit, wurde sein Thema.
Das von Father Lapsley 1998 gegründete Institut „Healing of Memories“ ist inzwischen weltweit bekannt. Das Konzept ist konkret und niederschwellig. Es ist ausdrücklich keine Therapie, trotzdem hat es heilsame und therapeutische Wirkung. In geschütztem und sicherem Rahmen ist es traumatisierten, seelisch verletzten Menschen möglich, ihre Geschichte zu erzählen. Dieser Rahmen eröffnet Raum für die wesentliche Erfahrung, gehört zu werden. 

Bei dem Vortrag vom 11. Juni wird Lapsley die Arbeit des Instituts und
den Ansatz „Healing the Wounds of History“ erläutern. Nach dem Vortrag wird es Raum für Kommentare, Fragen und zum Austausch geben.

Diese Veranstaltung ist offen für alle Interessierten und eine einzigartige Gelegenheit, die beeindruckende Persönlichkeit Michael Lapsleys vor dem Hintergrund seiner Biographie ‚live‘ zu erleben und sich mit ihm auf den Weg einzulassen, auch angesichts schwerster Gewalterfahrungen menschliche Widerstandsfähigkeit zu entdecken und sich (neu) den Dimensionen von Vergebung und Versöhnung zu öffnen.





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Bischof Desmond Tutu und Father Michael Lapsley arbeiteten in der südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission zusammen, Foto: Mark Wessels